Zwanzig Jahre Widerstand gegen die Atomindustrie
Fotos:Hinrich Schultze
1976
Lichtenmoor / Niedersachsen
Die ersten Versuche zum Bau einer atomaren Wiederaufarbeitungsanlage in Deutschland stammen aus
dem Jahre 1976. Dies war der Beginn des breiten Widerstandes gegen Atomanlagen in Norddeutschland.
Im Lichtenmoor entstand rund um einen umgebauten Reisebus das erste Anti Atommülllager.
Durch den entschlossenen Widerstand der Anwohner konnte das Wiederaufarbeitungsprojekt
verhindert werden. Kurze Zeit später gab der damalige Minister Ernst Albrecht den neuen Standort
Gorleben bekannt.
Brokdorf
Doch schon vorher hatte sich auch dort der Widerstand formiert:
Frauen aus dem Landkreis Lüchow-Dannenberg demonstrieren
gegen den Bau des Atomkraftwerkes Brokdorf.
1977
Grohnde
in Grohnde kommt es zu den bislang härtesten Auseinandersetzungen
um den Bau eines Atomkrraftwerkes.
Wattenmeer
Deutsche und dänische Demonstranten treffen sich, um gemeinsam
gegen den Bau von AKWs im Wattenmeer zu protestieren.
Malville
Die Demonstration gegen den schnellen Brüter in Malville/Frankreich war
für viele ein Schock. Die Spezialeinheit CRS setzte in großem Umfang
Gewehrgranaten ein. Mehreren Teilnehmern wurden Arme und Beine
abgerissen. Der französische Lehrer Vital Michalon starb.
Nach mehreren Störfällen ist das Prestigeprojekt "Super Phenix" inzwischen
stillgelegt worden.
Kalkar
Mit großem Aufwand versucht die Polizei die Demonstration gegen den Bau
des schnellen Brüters in Kalkar zu verhindern. Batterien, Kopftücher und
Autoaufkleber werden als "Waffen" beschlagnahmt. Demonstranten werden
mehrfach, teilweise 600 Kilometer vor dem Bauzaun angehalten.
Dennoch erreichen zehntausende Kalkar
Inzwischen ist der Milliardenteure Bau zu einer Freizeit- und Erholungsanlage
umgebaut worden.
1978
Hannover
Auf den Protest gegen das AKW Grohnde antwortet der Staat mit einer massiven
Kriminalisierungswelle. Während der "Grohnde Prozesse" gleicht die niedersächsische
Hauptstadt einer Polizeifestung.
1979
Hannover
Im amerikanischen Harrisburg steht der Reaktor eines Atomkraftwerkes kurz vor der Explosion.
Radioaktivität tritt aus. Immer mehr Menschen zweifeln am Atomkurs der Bundesregierung.
Über Hunderttausend Menschen machen sich auf zur Demonstration nach Hannover.
1980
Freie Republik Wendland
Im Sommer 1980 besetzten hunderte von Atomkraftgegnern den Bauplatz für die geplante
Tiefbohrung 1004 bei Trebel / Lüchow-Dannenberg. Innerhalb weniger Tage entstand
ein "Hüttendorf" mit allen notwendigen kommunalen Einrichtungen:
Öffentliche Küche, Sauna, Freundschaftshaus, Duschhaus, Solaranlagen, Gewächshäuser,
Toiletten, mit Windenergie betriebener Tiefbrunnen Kirche, Bäckerei, Klinikum, Einreisebe-
hörde mit Passamt, Ponyreitanlage für Touristen sowie der Freie Wendländische Frisiersalon.
Zum ersten Mal wurde eine autonome, selbstverwaltete Gemeinschaft aufgebaut.
Für viele war es ein wichtiges Erlebnis, daß ein Leben ohne Staat organisierbar ist.
Nach einem Monat wurde die Freie Republik Wendland von
Bundesgrenzschutzbeamten zerstört.
1982
Lüchow-Dannenberg
Atomare Wiederaufbereitungsanlage, Zwischenlager, Endlager, Konditionierungsanlage.
Mit immer neuen Projekten versucht die Bundesregierung den Landkreis zu einem Zentrum
der Atomaren Müllentsorgung zu machen.
Seit über einer Generation fühlen sich viele Bewohner des Landkreises wie in einem
besetzten Land.
Wir wissen nicht, wo dieser Herr hinmöchte, aber wenn Sie jetzt zur
Castor - Widerstand wollen, müssen Sie auf das Bild drücken!